Perianalabszesse und Fisteln
Ein Perianalabszess ist eine Ansammlung von Eiter im Beckenboden in unmittelbarer Nähe zum Schliessmuskel. Ursächlich hierfür ist eine Entzündung von Drüsen im Analkanal, die als Folge der Entzündung Gänge (Fisteln) ins Gewebe bilden, die natürlicherweise nicht vorkommen. Diese Gänge enden im Gewebe blind, füllen sich mit Stuhl und entzünden sich mit Eiterbildung. Der so entstandene Perinalabszess bereitet starke Schmerzen und zeigt sich als schmerzhafte Schwellung und Rötung am Anus. Perianalabszesse und Fisteln sind unterschiedliche Stadien der gleichen Erkrankung bei der der Peranalabszess die akute Form darstellt und die Fistel den chronisch-entzündlichen Zustand beschreibt.
Die genaue Klassifikation der Fisteln orientiert sich an ihrem Verlauf im Verhältnis zum inneren und äusseren Schliessmuskel (Oberhalb, zwischen, durch oder unterhalb der Schliessmuskeln). Man spricht von suprasphinktären, intersphinkätren, transsphinktären oder submukösen Fisteln.
Therapie
Bei einem schmerzenden Perianalabszess ist die Therapie der Wahl immer zuerst die Eröffnung und somit Entlastung der Eiteransammlung. Aufgrund der Schmerzen wird dies meist im Operationssaal unter Narkose durchgeführt. Während des Eingriffes kann der Enddarm proktoskopisch untersucht und mittels Ultraschall die Ausdehnung des Abszesses beurteilt werden. Sollte sich auch ein Fistelgang zeigen, kann dieser je nach Lage sofort gespalten oder mittels Silikonbändel (Seton) drainiert werden.
Oftmals ist aber während einer akuten Entzündung das Auffinden der Fistel nicht möglich und sollte keinesfalls erzwungen werden. Es empfiehlt sich eine Untersuchung im entzündungsfreien Intervall ungefähr sechs Wochen nach der Notfallentlastung.
Diagnostik
Nach einer Entlastung ist eine ausführliche Untersuchung notwendig. Zur Untersuchung gehört die Spiegelung (Proktoskopie) und ein Ultraschall (Endosonographie) des Analkanals. Zur weiteren Abklärung kann je nach Risikofaktoren (bekannte chronisch entzündliche Darmerkrankung, mehrfache Perianalabszesse) eine MRI-Untersuchung und eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt werden.
Das Silikonbändel muss dabei in der Fistel verbleiben bis die Ausheilung des Perianalabszesses ausreichend fortgeschritten ist. Dieser Prozess nennt sich Fistelkonditionierung. Ist die Fistel adäquat konditioniert, kann die operative Sanierung der Fistel geplant werden. Die Fistelkonditionierung kann manchmal mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Die operative Sanierung der Fistel, die wir in der Spital Thurgau AG durchführen sind:
- Laserverschluss oder Exzision mit Verschiebelappen bei transsphinktären Fisteln
- Fistelspaltung bei submukösen Fisteln
Es ist wichtig anzumerken, dass viele Behandlungsoptionen (Fistulektomien wie zum Beispiel LIFT, VAAFT, Plugbehandlungen oder Flapprozeduren) existieren. Leider hat sich keine als Goldstandard herauskristallisieren können. Das Risiko, dass eine Fistel erneut auftritt (Rezidiv) liegt unabhängig von der Methode bei etwa 30%.