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Stuhlinkontinenz und Darmentleerungsstörungen

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Stuhlinkontinenz und Darmentleerungsstörungen

Die Stuhlinkontinenz beschreibt den Verlust der Kontrollfunktion des Stuhlgangs in unterschiedlichen Graduierungen.

Klassifikation der Qualität der Inkontinenz:

Grad I           Unfähigkeit, Darmgas zu kontrollieren
Grad II Unfähigkeit, flüssigen Stuhlgang zu kontrollieren
Grad III Unfähigkeit, festen Stuhlgang zu kontrollieren

Die Kontinenz wird von sensorischen, muskulären, neurogenen sowie psychoorganischen Faktoren mitbestimmt. Eine Inkontinenz kann somit durch verschiedenste Erkrankungen ausgelöst werden und ist häufig multifaktoriell. 

Ursachen

Eine der häufigsten Ursachen ist eine Funktionsstörung des Spinkterapparates (Schliessmuskel) oder des Beckenbodens, bei Frauen oft verursacht durch Geburten. Auch durch Radiotherapie oder im Rahmen von Infektionserkrankungen kann die Muskulatur beschädigt werden. Weitere Gründe können neurologische Erkrankungen wie M. Parkinson oder Multiple Sklerose sein.

Mit steigendem Lebensalter reduziert sich zudem die Stabilität des Beckenbodens und somit die Kontinenzkontrolle. Durch den ausgedehnten Beckenboden kann es auch zu Vorfällen der Blase, der Gebärmutter oder des Darms kommen. Die Stuhlinkontinenz ist relativ häufig (3-5%). Leider kommunizieren lediglich 10-20% aller Betroffenen ihre Beschwerden in einer ärztlichen Konsultation.

Für eine adäquate Therapie ist es wichtig zu erkennen, in welchem Ausmass morphologische Defizite, neurologische Läsionen oder funktionelle Störungen im Sphinkterapparat vorhanden sind.

Diagnose

  • Klinische Untersuchung
    Untersuchung von Sphinktertonus und Proktorektoskopie, um Ursachen der sekundären Inkontinenz zu erkennen (z.B. postentzündliche Veränderungen nach Radiotherapie)
     
  • Endosonographie (endoanaler Ultraschall)
    Erlaubt die Beurteilung des Sphinkterapparates einschliesslich der Rektumwand. Angrenzende Organe (Prostata, Blase, Vagina, teil des Dünndarms) können mitbeurteilt werden. Versteckte Fisteln oder Abszesse als Ursachen einer sekundären Inkontinenz können so diagnostiziert werden.
     
  • Anorektale Manometrie
    Eine Messung des Sphincterdrucks ist nur selten notwendig, meistens reicht die klinische Untersuchung mit dem Finger durch den geübten Untersucher und die Funktion des Schliessmuskels zu beurteilen.
     
  • Neurologische Untersuchung
    Elektrophysiologische Tests (Beckenboden EMG, Pudendus-Latenzzeit-Messung) zur Unterscheidung von zentralen und peripheren neurogenen Läsionen.
     
  • Defäkographie (Videodefäkographie mit Röntgenkontrast oder dynamischen MRT)
    Mit dieser Untersuchung können Ursachen einer Stuhlentleerungsstörung (Intususeption, Prolaps oder Enterozele) diagnostiziert werden.
     
  • CT und MRT
    Alternative und ergänzende bildgebende Diagnostik zur Endosonografie

Therapie

Konservative Therapie
Grunderkrankungen werden angegangen bei sekundärer Inkontinenz.

Bei der konservativen Therapie versuchen wir die Inkontinenz einzuschränken und deren negative Folgen zu minimieren. 

  • Geregelte Darmentleerung (Suppositorien, Irrigation)
  • Beeinflussung der Stuhlinkonsistenz  (Quellmittel zur Stuhleindickung)
  • Sphinkter- und Biofeedbacktraining
  • Passive anale Elektrostimulation
  • Lokale Massnahmen wie Hautschutz/Hautpflege

Operative Therapie

  • Sakrale Neurostimulation (bei allen Formen der Stuhlinkontinenz anwendbar)
  • Primäre Sphinkterrekonstruktion bei Sphinkterdefekt
  • Operative Therapie eines Rektumprolaps durch Rektopexie (laparoskopisch oder von transanal)
  • Laparoskopische Operation einer Enterocele bei Stuhlentleerungsstörungen
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